Abisko

Am Fuße des Nuolja

Gestern Abend nach der Sauna waren wir natürlich erledigt, und so sind wir heute erst um zwanzig vor neun nach vielen Stunden Schlaf aufgewacht. Das Brett macht mein Bett für mich wirklich zu einem Ort, an dem ich mich einerseits längere Zeit aufhalten, andererseits – und das ist das Wichtige- von dem ich mich schmerzfrei wieder erheben kann. Für die meisten Menschen eine Banalität, über die man nicht viele Worte verlieren muss; für mich ist das aber keine Selbstverständlichkeit.

Das späte Aufstehen hat leider eine gewisse Hektik verursacht. Wir wollten und mussten ja noch ausgiebig frühstücken,

wobei ich den Hering heute wieder nicht geschafft habe. Vielleicht morgen?!

Und dann ging heute die Sonne bereits um kurz nach halb zwei unter, was unsere Wanderpläne natürlich beeinflusste.

Nachdem wir in Deutschland guten Morgen und in Neuseeland gute Nacht gewünscht hatten, haben wir schließlich warm eingepackt um kurz nach 11 das Haus verlassen.

Es schneite leicht und war mit -5 Grad auch nicht sehr kalt. Sonnenschein war heute allerdings den ganzen Tag nicht im Angebot.

Zuerst führte unser Weg am Ufer des Tornetræsk entlang,

an einer Vogelkolonie vorbei. Wir haben lediglich ein paar Meisen gesehen.

Das Internet (das auch die Quelle des Fotos ist), hat uns ihren Namen verraten: es handelt sich um die Lappland-Meise. Sie ist ein Standvogel, harrt also den ganzen kalten, dunklen Winter hier aus. Respekt!

Weitere Tiere haben wir heute nicht gesehen. Ein Elch hätte mich erfreut, oder auch ein Rentier. Und eigentlich war von mir heute eine Begegnung mit einem Hermelin geplant, aber leider hat das nicht geklappt.

Und das, obwohl durchaus Tiere im Nationalpark unterwegs sind- wir haben schließlich ihre Spuren im Schnee gesehen!!

Der Vergleich mit den offiziellen Spuren ist allerdings schwierig:

Das war jedoch nicht die einzige Schwierigkeit des Tages.

Das Gebiet ist von vielen kleinen Bächen durchzogen, die im Tornetræsk münden, und die natürlich jetzt mit wenigen Ausnahmen zugefroren waren. Mit anderen Worten: wir mussten regelrechte Eisfelder überqueren,

die natürlich höllisch glatt waren. Über eins hab ich mich nur auf alles Vieren getraut.

Klaus hat sie gezählt, es waren 14 Eisfelder. Heute sind wir nicht hingefallen- am ersten Tag hat es Klaus direkt lang hingelegt, zum Glück ohne Verletzungen.

Und so sind wir unfallfrei ca. 6km am Fuße des Nuolja, einem 1169 Meter hohen Berg im Abisko Nationalpark, dessen Wanderwege im Winter gesperrt sind, entlang gewandert. Das ist keineswegs selbstverständlich,

denn ab Dezember sind hier auch Lawinen anzutreffen. Wir haben uns aber gefragt, was genau man hier im Dezember in völliger Dunkelheit verloren haben sollte?!

Skifahren wäre eine Möglichkeit, aber dazu müsste man sich in der Nähe der Piste und Lifte befinden.. der Bus von unserer Unterkunft verkehrt jedenfalls ab Dezember. Momentan sind die beiden täglich fahrenden Züge das einzige verfügbare Verkehrsmittel.

Wir nutzen also unsere Füße und waren nach ca.1 3/4 Stunden an unserem Ziel angekommen.

Es handelte sich um Tunnelanlagen zur Verteidigung gegen die Deutschen im 2. Weltkrieg.

Es ist wirklich traurig, 2800 Kilometer von zu Hause entfernt auf diese Weise an Deutschland erinnert zu werden – WELTkrieg eben…

Wir haben uns hier aber nur kurz ausgeruht. Es war schon kurz vor halb eins, und der Sonnenuntergang….

Ich war wirklich nicht ganz entspannt, was Klaus durchaus belustigt hat. Aber so ein unwegsames Gelände im Halbdunkel oder sogar bei richtiger Dunkelheit zu durchqueren, ist keine beruhigende Vorstellung für mich.

Allerdings waren wir ja auf dem Hinweg auch recht zügig vorangekommen. Ich habe mir sogar den Pullover ausgezogen und hatte nur ein Merino-T-shirt unter dem Mantel an. Die Produkt-Designer von The North Face wissen wohl, was sie tun (Ende des Werbeblocks 😀).

Wanderer sind uns keine begegnet, aber einen Güterzug, vermutlich mit Eisenerz aus Kiruna für den Hafen in Narvik haben wir gesehen.

Es begann dann zu dämmen und auch stärker zu schneien, aber um kurz nach zwei waren wir dann nach genau 12 Kilometern Wanderung wieder zu Hause. Eine halbe Stunde später war es allerdings stockdunkel!

Nachdem wir etwas gegessen und den obligatorischen Mittagsschlaf gemacht haben, werden wir uns heute Nachmittag den restlichen Zimtschnecken und der Zeitung widmen. Und auch die Interpretation der Tierspuren wird noch etwas Zeit beanspruchen…

Heute Abend geht es dann vielleicht mit warmen Glögg bewaffnet noch einmal an den See. Ich habe mir jetzt eine App herunter geladen, mit deren Hilfe ich die Belichtungszeit meiner Handykamera manuell steuern kann.

Falls also Polarlichter kommen- ich wäre bereit…

Eine Antwort zu „Abisko”.

  1. Ich freue mich jeden Tag auf euren Blog und bin total begeistert!!!

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